Verständnis von Scope 1, 2 und 3 Emissionen und deren Auswirkungen auf die Produktion
Für produzierende Unternehmen, die ihre CO₂-Bilanz verbessern und nachhaltiger wirtschaften möchten, ist das Verständnis der Unterschiede zwischen Scope 1, Scope 2 und Scope 3Emissionen unerlässlich. Das GHG-Protokoll (Greenhouse Gas Protocol) kategorisiert Emissionen in diese drei Bereiche, um Unternehmen eine strukturierte Erfassung entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu ermöglichen.
Scope 1 Emissionen: Direkte Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Quellen
Scope 1 umfasst direkte Treibhausgasemissionen aus Quellen, die sich im Eigentum oder unter der Kontrolle des Unternehmens befinden. In der Fertigungsindustrie entstehen diese Emissionen typischerweise durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in Kesseln, Öfen oder unternehmenseigenen Fahrzeugen. Ein Beispiel ist die Verbrennung von Erdgas zur Energieversorgung industrieller Prozesse, bei der direkt CO₂ freigesetzt wird. Die Reduktion dieser Emissionen erfordert den Einsatz energieeffizienter Technologien sowie eine regelmäßige Wartung der Anlagen zur Sicherstellung eines reibungslosen Betriebs.
Scope 2 Emissionen: Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie
Scope 2 umfasst indirekte Emissionen, die durch den Verbrauch von eingekaufter Elektrizität, Wärme oder Dampf entstehen. Obwohl diese Emissionen physisch beim Energieversorger auftreten, werden sie dem einkaufenden Unternehmen zugerechnet. Eine Reduktion ist durch Effizienzsteigerungen sowie den Bezug von Energie aus erneuerbaren Quellen möglich. Der Umstieg auf grüne Energiequellen kann nicht nur Emissionen senken, sondern langfristig auch Kosten sparen.
Scope 3 Emissionen: Alle weiteren indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette
Scope 3 umfasst alle indirekten Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette des berichtenden Unternehmens entstehen – mit Ausnahme der Scope 2 Emissionen. Diese Kategorie ist in der Regel die umfangreichste und am schwierigsten zu kontrollieren, da sie sowohl vorgelagerte als auch nachgelagerte Aktivitäten einschließt.
Vorgelagerte Aktivitäten beinhalten z. B. die Rohstoffgewinnung, Herstellung eingekaufter Güter und Dienstleistungen, Investitionsgüter sowie Transport. Nachgelagerte Aktivitäten umfassen die Nutzung und Entsorgung verkaufter Produkte. Ein Beispiel: Emissionen, die bei der Nutzung eines Produkts durch den Endkunden entstehen, zählen zu Scope 3. Eine effektive Reduktion erfordert daher eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg.
Mehr erfahren: Leitfaden zur Scope-3-Inventarisierung
Auswirkungen von Emissionen auf die Fertigungsindustrie
Die Fertigungsindustrie zählt zu den maßgeblichen Verursachern der weltweiten Nettoemissionen. Laut Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) gingen die industriellen Emissionen im Jahr 2022 um 1,7 % auf 9,2 Gigatonnen zurück – ein Zeichen für erste Fortschritte, das jedoch gleichzeitig die erhebliche Umweltwirkung des Sektors unterstreicht. Während Scope 1 und Scope 2 Emissionen vergleichsweise gut steuerbar sind, da sie direkt unternehmensintern entstehen und kontrolliert werden können, stellen Scope 3 Emissionen die größte Herausforderung dar. Sie machen in der Regel den Großteil der gesamten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens aus und entziehen sich weitgehend der direkten Kontrolle. Daher ist es für produzierende Unternehmen unerlässlich, umfassende und ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln.
Maßnahmen zur Emissionskontrolle
Energieeffizienz: Der Einsatz effizienter Technologien und Prozesse reduziert Scope 1 und 2 Emissionen. Dazu zählen der Austausch und die Modernisierung von Anlagen, Prozessoptimierung sowie bessere Wärmedämmung.
Erneuerbare Energien: Der Einsatz erneuerbarer Energiequellen wie Solar- und Windkraft zur Eigennutzung reduziert Scope 2 Emissionen. Unternehmen können entweder eigene Anlagen zur Energieerzeugung betreiben oder Herkunftsnachweise für erneuerbare Energien erwerben.
Einbindung der Lieferkette: Die Zusammenarbeit mit Lieferanten zur Förderung nachhaltiger Praktiken unterstützt Unternehmen dabei, ihre vorgelagerten Scope 3 Emissionen zu reduzieren, indem Nachhaltigkeitsstandards für Lieferanten etabliert und deren Umweltleistung verbessert werden.
Produktdesign: Die Entwicklung von Produkten unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten kann nachgelagerte Scope 3 Emissionen reduzieren. Dazu gehört die Gestaltung energieeffizienter, langlebiger und recycelbarer Produkte, um die Umweltbelastung während der Nutzung und am Ende des Produktlebenszyklus zu minimieren.
Optimierung des Transports: Die Optimierung logistischer Prozesse zur Reduzierung von Transporte missionen wirkt sich sowohl auf vorgelagerte als auch auf nachgelagerte Scope 3Emissionen aus. Strategien umfassen die Bündelung von Lieferungen, die Auswahl energieeffizienter Transportmittel und die Verbesserung der Routenplanung.
Herausforderungen beim Emissionsmanagement
Während Scope 1 und Scope 2 Emissionen direkt im Einflussbereich eines Unternehmens liegen, gestaltet sich das Management von Scope 3 Emissionen aus folgenden Gründen als besonders herausfordernd:
Datenerhebung: Die Erfassung relevanter Daten von Lieferanten und Kunden ist insbesondere bei komplexen Lieferketten schwierig.
Einflussnahme: Unternehmen haben oft nur begrenzten Einfluss auf externe Partner, was die Umsetzung emissionsmindernder Maßnahmen erschwert.
Doppelerfassung: Scope 3 Emissionen eines Unternehmens können Scope 1 oder 2 Emissionen eines anderen sein, was zu Überschneidungen führen kann.
Die Identifikation und Steuerung von Scope 1, 2 und 3 Emissionen ist für produzierende Unternehmen mit Nachhaltigkeitsfokus von zentraler Bedeutung. Durch umfassende Strategien, die alle Emissionsbereiche berücksichtigen, können Unternehmen ihre Umweltbilanz verbessern, regulatorische Anforderungen erfüllen und den Erwartungen von Kunden und Stakeholdern im Hinblick auf Nachhaltigkeit gerecht werden.
Ein weiterer wirkungsvoller Ansatz zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks ist die Einführung der Kreislaufwirtschaft. Erfahren Sie mehr: Circular Economy – Eine nachhaltige Innovation.
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