Beschaffungsstrategie: Sourcing für OEM vs. ODM in Großunternehmen
„Beschaffung geht längst über reine Kostensenkung hinaus. Es geht darum, Innovation zu ermöglichen, Risiken zu managen und Mehrwert zu schaffen.“ — Deloitte Global CPO Survey
In dem Bestreben, Produkte schnellstmöglich auf den Markt zu bringen, steht eine zentrale Entscheidung am Anfang, die alles Weitere beeinflusst: OEM oder ODM?
Für Uneingeweihte: OEM steht für „Original Equipment Manufacturer“ (Originalgerätehersteller), ODM für „Original Design Manufacturer“ (Originaldesignhersteller). Doch das ist keineswegs nur eine Frage der Begrifflichkeit. Diese Entscheidung beeinflusst, wie schnell Sie agieren können, wie viel Kontrolle Sie über den Fertigungsprozess behalten, wie stabil Ihre Margen bleiben – und wie komplex Ihre Situation in Bezug auf geistiges Eigentum wird.
In großen Organisationen liegt diese Entscheidung meist bei Produktentwicklung, Technik oder Marketing. Der Einkauf trifft die Wahl nicht – aber sobald der Weg festgelegt ist, sind wir es, die das Fahrzeug steuern, die Reifen wechseln und verhindern, dass alles im Graben landet.
Diese Anleitung zeigt, wie Einkaufsverantwortliche ihre Sourcing-Strategie anpassen sollten – je nachdem, ob sie ein OEM- oder ODM-Modell unterstützen. Denn beide gleich zu behandeln, ist ein sicherer Weg in die Mittelmäßigkeit.
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OEM vs. ODM: Ähnliche Abkürzung, völlig anderes Spiel
Eines vorweg: Es geht hier nicht um „besser oder schlechter“, sondern um Passgenauigkeit. Und aus Sicht des Einkaufs könnten die Unterschiede kaum größer sein.
- OEM: Sie besitzen das Produktdesign. Sie geben exakt vor, was gebaut werden soll. Ihre Aufgabe? Einen Hersteller finden, der spezifikationsgetreu liefert – ohne Drama.
- ODM: Der Lieferant besitzt das Design. Sie wählen aus einem vorgefertigten Produkt, fügen vielleicht ein Logo hinzu oder ändern eine Farbe. Ihre Aufgabe? Einen Anbieter mit solidem geistigem Eigentum, ausreichender Flexibilität und einwandfreier Compliance finden.
Der Einkauf entscheidet nicht über Eigenfertigung oder Fremdbezug – aber wir sorgen dafür, dass es in der Praxis funktioniert. Und das bedeutet: Strategie anpassen.
Lieferantenauswahl
Vertragsgestaltung und kommerzielle Bedingungen
Qualitätssicherung und Compliance
Beziehungs- und Leistungsmanagement
Risiko- und Kontinuitätsplanung
„Man kann die Fertigung auslagern – aber nicht die Verantwortung. Das ist die Falle bei ODM ohne wasserdichte Verträge.“ — Justiziar, Globaler Technologiekonzern
Zwei Wege, zwei Strategien: OEM vs. ODM
Zwei völlig unterschiedliche Pfade – gehen Sie sie nicht mit denselben Schuhen.
Wenn Sie für OEM sourcen:
- Erstellen Sie ein Lieferantenpanel mit nachgewiesener Erfahrung in der Produkteinführung – keine Theoretiker, sondern Praktiker.
- Klären Sie die Eigentumsrechte an Werkzeugen. Wenn Sie dafür zahlen, sollten Sie es besitzen – oder zumindest wissen, wer es tut.
- Etablieren Sie Qualitätskontrollen, die nicht nur Kästchen abhaken, sondern Fehler erkennen, bevor sie teuer werden.
Wenn Sie für ODM sourcen:
- Geistiges Eigentum wird schnell unübersichtlich. Prüfen Sie es frühzeitig und wissen Sie genau, was Sie lizenzieren – oder eben nicht.
- Halten Sie sich Optionen offen. Ein einziger ODM ist wie ein Partner, der die einzige Karte aus dem Wald besitzt.
- Bleiben Sie eng an den Produktteams. Innovation entsteht nicht im Alleingang – sie ist Teamsport.
Beschaffungstools, die ihr Gewicht in Gold wert sind
- OEM/ODM-Strategiekarte: Denn Raten ist keine Strategie.
- TCO-Rechner: Um zu belegen, dass „billig jetzt“ oft „teuer für immer“ bedeutet.
- Lieferantenbewertung: Maßgeschneidert auf das Modell. Keine Einheitslösung nach Schema F.
„Der Wechsel von OEM zu ODM kann die Produkteinführungskosten um bis zu 30 % senken – erhöht aber das Risiko der Lieferantenabhängigkeit um das 2,5-Fache.“ — PwC Manufacturing Outlook 2024
Der Einkauf ist nicht dazu da, nur abzunicken und Bestellungen auszulösen. Wir sorgen für abgestimmte Verträge, durchgesetzte Qualität, gemanagtes Risiko und geförderte Innovation – egal, ob es Ihr Bauplan ist oder der des Lieferanten.
Die besten Teams wissen nicht nur, wie man eine Ausschreibung durchführt. Sie wissen, wie man zwischen Modellen wechselt, träge Annahmen hinterfragt und in jedem Szenario Mehrwert schafft.
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